HANV-System
Bei der Sanierung im Verkehrwegebau ist Geschwindigkeit einer der wichtigsten Faktoren: Je kürzer beispielsweise eine Straße für den Verkehr gesperrt ist, umso besser ist es für die Infrastruktur des betroffenen Gebietes, weil zusätzliche Staus, Umweltbelastung und Belästigung auf Ausweichstrecken ansonsten unausweichlich sind. Was auf alle Arten von Straßen zutrifft, trifft auf Brücken umso mehr zu. Denn wenn eine Brücke für den Verkehr gesperrt ist, dann sind Ausweichmöglichkeiten in der näheren Umgebung rar und ein Verkehrskollaps daher fast schon vorprogrammiert.
Mit Hilfe des HANV-Systems ist es allerdings möglich, bei Fahrbahnsanierungen die Sperrzeiten von Brücken deutlich zu reduzieren.
Herkömmliche Methode
Üblicherweise wird bei einer Sanierung der Fahrbahnbelag bis auf die Tragschicht – Stahl oder Beton – entfernt, diese Tragschicht dann aufbereitet und anschließend die Fahrbahn lagenweise gemäß ZTV-BEL-B wieder aufgetragen. Dies geschieht zunächst mit einer Grundierungs-Schicht auf Epoxidharz-Basis, die direkt mit Quarzsand abgestreut wird. Nach der Trocknung wird eine Versiegelungslage – ebenfalls aus Epoxidharz – aufgebracht, die anschließend ebenfalls wieder mit Quarzsand abgestreut werden muss: So entsteht das so genannte Brückensiegel, das seinerseits ebenfalls wieder trocknen muss. Als dritte Lage wird eine Bitumen-Schweißbahn aufgebracht, nach deren Trocknung schließlich zunächst eine Lage Schutzasphalt und dann abschließend die Deckschicht – also die Fahrbahn – aufgebracht wird.
Diese Herangehensweise birgt neben der langen Zeit, die die zahlreichen Trocknungs- und Härtungsphasen beanspruchen, den weiteren großen Nachteil, dass sie sehr witterungsabhängig ist. Während die Anwendung auf mattfeuchten Untergründen üblicherweise nach ZTV-BEL-B noch toleriert wird, verhindern Regen und Schnee den Einsatz komplett: Die Brücke muss zwangsweise noch länger für den Verkehr gesperrt bleiben. Zudem sind die nötigen Epoxidharz-Arbeiten bei Außentemperaturen von weniger als 5°C auch technisch nicht ohnehin möglich.
Alternative HANV
Die „Hinweise für die Herstellung von Abdichtungssystemen aus Hohlraumreichen Asphalttraggerüsten mit Nachträglicher Verfüllung für Ingenieurbauten aus Beton (H HANV – Ausgabe 2015)“ beschreiben eine Bauweise für die Abdichtung von Betonbrücken, die gegenüber den Standardbauweisen stark verkürzte Bauzeiten zulässt. Hierbei wird nach der Aufbereitung der Brücken-Tragschicht anstelle der Epoxidharz-Grundierung direkt ein hohlraumreiches, offenporiges Traggerüst aus Asphalt in einer Stärke von etwa 25 mm aufgetragen, das im Anschluss sofort abgewalzt wird. Auf den abgewalzten, aber mit rund 100°C noch warmen Asphalt wird dann das HANV Harz aufgebracht – entweder direkt aus Kübeln oder per Pumpe. Das Harz wird mit Gummischiebern solange verteilt, bis alle zugänglichen Hohlräume des hohlraumreichen Asphalttraggerüstes vollständig verfüllt sind; anschließend wird der Reaktionskunststoff scharf über den Spitzen des Asphalts abgezogen. Aufgrund der hohen Resttemperatur des Asphalts kann das HANV Reaktionsharz selbst bei niedrigen Außentemperaturen von weniger als 5°C noch problemlos ausreagieren.
Es wird keine Schweißbahn benötigt, da das HANV Harz aufgrund seiner niedrigen Viskosität durch die Hohlräume des gesamten Asphalttraggerüsts bis auf die Beton- oder Stahlunterlage durchdringt und durch die Verklebung eine robuste Abdichtungsschicht herstellt.
Zur Haftungsverbesserung wird das noch warme HANV Harz zunächst mit speziellen Thermo-Pellets aus Schmelzgranulat bestreut.
Beim direkt anschließenden letzten Arbeitsgang, dem Asphaltieren der Fahrbahndecke, schmelzen die Pellets aufgrund ihres niedrigen Schmelzpunktes, so dass ein wasserdichter Verbund und eine sehr hohe Haftung zwischen den Schichten entsteht.
Nach den abschließenden Markierungsarbeiten kann die Brücke dann wieder für den Verkehr freigegeben werden – zusätzliche zeitintensive Arbeitsschritte werden gespart.
Im Idealfall lässt sich mit HANV-Systemen daher die Fahrbahn einer Brücke in kürzester Zeit – beispielsweise an einem einzigen Wochenende – schnell, effektiv und langlebig sanieren.
Beschädigte Fahrbahn und Unterbau erfordern Sanierung
1.
Entfernen des alten Fahrbahnbelages bis auf den Unterbau
2.
Aufbringen und Walzen einer hohlraumreichen Asphaltschicht
3.
Aufbringen des speziellen HANV-Harzes, das durch seine niedrige Viskosität den holraumreichen Asphalt bis auf Unterbau durchdringt
4.
Verteilen und Abziehen des HANV Harzes
5.
Aufbringen der Schmelz-Pellets
6.
Asphaltieren der Fahrbahndecke
Nach Ausreagieren und Abkühlen fertige robuste Abdichtungsschicht – die Brückensanierung innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen